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Inhalt

Steckbrief Philip

  • Alter: 43
  • Beziehung Nummer: 4
  • Dümmster Satz in einem Beziehungsstreit:
    "Man schlägt keine Brillenträger!"
  • Grund für die letzte Trennung: Gwendolin
  • Zeit, die vergehen muss, bis man mit jemandem Sex hat:
    Je nachdem, wie lang es dauert, bis man dort ist, wo man dann Sex hat.

Philip Michael Niavarani

Michael über Philip

Philip ist ein 43 jähriger, sexbesessener Mann, was er selbst nie so zugeben würde. Er ist immer auf der Suche nach der wahren Liebe. Jede Beziehung war für die Ewigkeit gedacht, was jedoch noch nie gelungen ist.

Er ist ein Vertreter der Patchwork - Generation. Er verzweifelt an den Frauen, die er liebt, wie nichts anders auf der Welt.


Michael über die Dreharbeiten

Roberto Benignis roter Schal

Der Produzent Florian Gebhardt hat mich eine Woche vor Drehbeginn von Ex gefragt, ob ich denn überhaupt eine Ahnung von Filmregie hätte.

Mir schien die Frage reichlich spät, eine Woche noch und 40 Menschen werden jeden Tag 16 Stunden lang versuchen unter meiner Regie einen brauchbaren Film zu drehen. Also eigentlich keinen Film, sondern eine Fernsehserie, die aber wie ein Film gedreht werden soll, deshalb auch die 16 Stunden Arbeit pro Tag. Was soll ich auf so eine Frage antworten? Nein, natürlich habe ich keine Ahnung von Filmregie, ich hab es ja auch noch nie gemacht. Und ja, ich habe Angst davor und bin unendlich nervös, ob dieses Projekt auch funktionieren wird und na gut, wenn du mich jetzt auch noch fragst, ob nicht doch besser jemand anders Regie machen soll, dann....

Ich wurde immer unsicherer und hörte mich plötzlich sagen "So schwer kann das nicht sein! Alles was man zum Regieführen braucht, wenn man im eigenen Drehbuch auch noch die Hauptrolle spielt, ist ein roter Schal!" Florian Gebhardt sah mich nicht wenig verwundert an, schüttelte den Kopf, wie er das oft bei meinen Bemerkungen tut und wollte schon den Raum verlassen, als ich ihm noch nachrief: "Ich habe das auf einer DVD gesehen. Ein making of von irgendeinem Roberto Benigni Film. Da hat er immer, wenn er Regie führt einen roten Schal um, den er abnimmt, sobald er seiner Tätigkeit als Hauptdarsteller nachgeht. Das mach ich einfach auch so! Was soll da schief gehen!?"

Natürlich war mir in diesem Moment bewusst, dass alles schief gehen könnte und deshalb war dieses Statement auch nur als kleiner Scherz am Rande gedacht. Florian verließ nun endgültig den Raum und nahm sein Buch "Regieführen leicht gemacht", das er mir leihen wollte, was ich dankend ablehnte wieder mit.

Ich widmete mich weiter einer der tausenden Besprechungen oder Meetings, wie sie in der österreichischen Filmbranche genannt werden, die wir im Zuge der Vorbereitung für die Dreharbeiten zu absolvieren hatten und versuchte meinen Angstschweiß zu verbergen. Ich dachte kurz an Roberto Benigni und das making of und an den roten Schal und ob das Absicht war von ihm oder ob es sich um einen Zufall handelte, dass man ihn, immer wenn er Regie führte mit diesem Schal sah.

Ich konnte jedoch nicht lange drüber nachdenken, weil ich wieder eine der zweihundertfünfzigtausend Fragen, die mir in diesen tausend Besprechungen gestellt wurden, beantworten musste.

Das hatte ich zumindest schon vor dem ersten Drehtag gelernt: Regie führen bedeutet Fragen zu beantworten. Fragen die die Kostüm Abteilung stellt, Fragen die die Ausstattung stellt, Fragen die die Produktionsleitung stellt, Fragen, die die Schauspieler stellen und schließlich auch die Fragen, die man sich selbst stellt. Man muss all diese Fragen beantworten und am Ende des Tages hoffen, auch die richtigen Antworten gegeben zu haben. Ein spannender Beruf.

Der Grund all dieser Fragen

Wenn man selbst das Drehbuch zu dem Film oder der Serie verfasst, die man als Regisseur realisiert, hat man selbst auch noch die Grundlage für all diese Fragen geschaffen. Ich konnte mich bei Ex nie auf einen dummen Autor ausreden, der wahrscheinlich selber nicht weiß, was er mit der Szene will. Einerseits ein Segen, andererseits ein Fluch.

Mich haben einige Menschen im Laufe der Arbeit an Ex gefragt: "Warum tust du dir das an? So viel Arbeit!" Nun: Ich weiß es nicht. Mich muss wohl der Teufel geritten haben. Die Schreibarbeit zu Ex war sehr anstrengend. Aufregend, spannend - aber eben sehr anstrengend. Jedes der sechs Bücher von Ex habe ich mehrere male umgeschrieben, bearbeitet, wieder auseinander genommen und neu zusammengesetzt. So ist das beim Drehbuchschreiben.

Das Drehbuch hat nicht, wie ein Kabarett oder Soloprogramm die Möglichkeit, sich im Laufe der Einspielvorstellungen zu verbessern. Das Drehbuch muss fertig und perfekt auf die Welt kommen. Das Drehbuch muss auf die Welt kommen und nicht nur bereits sprechen und laufen können, nein, es muss auch schon ein abgeschlossenes Studium und eine Familie haben. Sie können sich also vielleicht vorstellen, wie unglaublich schmerzhaft die Wehen in diesem Fall sind. Jede Fassung (und es sind bei so mancher Folge bis zu 12 Fassungen gewesen) wurde von meiner Dramaturgin Vivien Bronner und der Sendungsverantwortlichen Sandra Winkler gelesen, zerlegt, geliebt, gehasst, besprochen. Und dann wieder ab an den Schreibtisch und verbessern. Eine mühsame Arbeit, aber es hat sich, so hoffe ich ausgezahlt!

Ich möchte gerne kurz ein paar Worte über Ex und den Sex in Ex verlieren. So mancher Leser der Drehbücher meinte, es wären zu viele zu explizite Szenen in den Büchern. Ich denke, man kann keine Beziehungskomödie machen, in der es nicht in erster Linie um Sex geht. Sex ist das, was eine Beziehung erst zu einer Beziehung macht. Man kann alles, was man in einer Beziehung macht auch mit dem besten Freund machen, außer Sex.

Mir ist natürlich klar, dass es in einer Beziehung nicht nur um den Sex geht. Im Gegensatz zu meiner Hauptfigur Phillip hab ich das endlich verstanden. Aber eine Beziehungskomödie muss meiner Meinung nach davon handeln, dass wir sehr viele Dinge in unserem Leben nur tun, um entweder Sex zu bekommen oder um Sex zu vermeiden, oder um Sex zu verheimlichen oder um damit anzugeben. Wir sind von Sex getrieben. Er ist der Motor für sehr viele Dinge in unserem Leben. Und: Er ist eine der komischsten Tätigkeiten, denen wir uns als Menschen hingeben können.

Wenn sie das nächste mal mit jemandem Sex haben, versuchen sie sich dabei zu beobachten. Extase hat auch eine sehr komische Seite. Aber Achtung!!! Sobald ihnen die Komödie ihrer Begierde bewusst wird, schwindet die Geilheit. Sagt zumindest Woody Allen und der muss es eigentlich wissen.

Philip, mein alter Ego?

Natürlich kommt sehr oft (um nicht zu sagen ständig) die Frage: "Und wie viel in Ex hast du jetzt selber erlebt?"

Also: Ich, Michael Niavarani bin nicht Phillip!!

Phillip ist eine erfundene Figur, die natürlich etwas mit mir zu tun hat, Phillip ist aber kein Abbild meiner selbst, Phillip ist ein eigenständiger Charakter und tut Dinge, die ich nicht tun würde oder getan habe, tut aber auch Dinge, die ich natürlich auch getan habe und tun würde. Und das trifft auch auf alle anderen Figuren zu. Die sind natürlich aus dem Leben gegriffen, auch die Situationen, in denen sich diese Figuren befinden sind aus dem Leben gegriffen, wollte ich doch eine Komödie machen, die vom echten Leben handelt und die deswegen auch weh tut.

Natürlich ist es auch traurig, unerträglich und deprimierend, was sich Liebende antun. Und um eine gewisse Authentizität zu ereichen, muss einem das Leben als Inspiration dienen.

Das war mein Anliegen, dass es echte Dialoge sind, echte Situationen, die echte Menschen erleben. Deshalb habe ich vom Leben abgeschrieben und es natürlich zu einem Drehbuch verfremdet, verdichtet und auch ein wenig übertrieben, schließlich ist es eine Komödie und kein Drama.

Ich habe sowohl in meiner Darstellung als auch in der Inszenierung der Serie darauf geachtet, möglichst einfache, authentische Situationen und Personen zu erschaffen. Ich hoffe, es ist mir gelungen, keine Ahnung, das müssen sie entscheiden, geneigtes Publikum.

Natürlich habe ich vieles von dem, was ich schreibe erlebt, sonst könnte ich es ja gar nicht beschreiben. Aber glauben sie mir, so, wie sie es auf dem Bildschirm sehen, hat es mit meinem wirklichen Leben so viel zu tun, wie ein Flug zum Mond. (Vielleicht hab ich jetzt auch ein wenig übertrieben - aber: Was geht sie das eigentlich an, wie mein Leben aussieht??)

Und dann wirklich: Der Schal!!!

Ich habe meinen Augen nicht getraut: Am ersten Drehtag. Es war um 7 Uhr morgens. ( Das ist auch so was, was ich nicht begreife: Warum muss man immer so früh zu drehen beginnen??? Kann man nicht um 13 Uhr anfangen und dafür bis tief in die Nacht.....o.k. ich komme vom Theater und Kabarett ich bin erst um 20 Uhr wirklich munter!!!) Also: Es war 7 Uhr morgens und Florian Gebhardt, der Produzent schenkt mir 10 Minuten vor Drehbeginn: Einen roten Schal! Ich bin vor Rührung aufs Klo gerannt und hab eine Runde geweint, so gefreut hab ich mich! Andere haben ein Diplom von der Filmakademie - ich hab einen roten Schal! Und tatsächlich, der hilft. Der hilft dabei, sich zu konzentrieren.

Wenn ich den roten Schal umgehängt hatte, wusste ich: jetzt bist du der Regisseur, jetzt kannst du mit dem Kameramann Helmut Pirnat über die nächste Einstellung sprechen, jetzt kannst du eine der nächsten zweihundertfünfzigtausend Fragen beantworten, jetzt kannst du dir noch etwas einfallen lassen um die Szene zu verbessern, jetzt kannst du den Schauspielen noch alle Fragen beantworten (ja, ja... es sind die Fragen!) und dann: wir sind fertig um die Einstellung zu drehen, ich beantworte noch eine allerletzte Frage (nämlich die, ob ich noch vor der Einstellung einen Schluck Kaffee möchte oder danach - ich entscheide mich für danach, weil der Regisseur in mir gerne drehen würde, komme kurz mit dem Schauspieler in mir in Konflikt, der noch gerne einen Schluck Kaffee nehmen würde und dem es egal ist, ob wir jetzt gleich drehen oder nächstes Jahr) nehme den roten Schal ab und bin ganz und gar Schauspieler. Jede Verantwortung für das Gesamtprojekt fällt von mir ab und ich weiß, ich muss mich jetzt aufs spielen konzentrieren.

Der Schal ist weg und ich bin nur Schauspieler. Also verlange ich noch schnell nach einem Schluck Kaffee, trinke ihn, merke, wie sich der Regisseur darüber innerlich aufregt, weil wir dadurch 1 Minute verlieren und beim Film ist Zeit nicht nur Geld, sonder das ganze Leben, höre, wie Helmut Pirnat zärtlich "Und.....bitte, los!" ruft und spiele diesen Phillip so gut ich kann. Dann ist die Szene zu Ende, ich rufe "Danke!", hänge mir den roten Schal wieder um und bespreche mit Helmut Pirnat, der nicht nur der Kameramann von Ex ist, sondern auch mein Co-Regisseur, wie die Szene war, ob wir schon zufrieden sind oder ob wir es noch einmal brauchen. Und dann, wenn diese Entscheidung gefallen ist, drehen wir die Einstellung entweder noch einmal oder ich tue das, was Sidney Lumet, die eigentlich Arbeit des Regisseurs nennt: Ich beantworte die entscheidenste Frage in diesem ganzen Prozess des Drehens: „Sollen wir die kopieren?“ Was soviel heißt wie: Ist das die Einstellung die dann im Fernsehen zu sehen sein wird. Ist die Szene perfekt, ist sie komisch genug, ist sie authentisch, hat sie den richtigen Spannungsbogen, waren die Blicke nicht zu groß gespielt.... Und ich beantworte diese Frage mit "Helmut, was sagst du?" Und Helmut sagt "Wenn’s für dich gepasst hat, ich brauch’s nicht mehr!" Und ich sage: "Passt, wir kopieren die!" Und das. Was wir da kopieren, sehen sie dann im Fernsehen - so einfach ist das Filme machen.

Der Schal hat also wirklich seine Dienste geleistet. Er hat mir ermöglicht nicht nur psychisch sondern auch physisch die beiden Funktionen zu unterscheiden. Ich würde gerne einmal Roberto Benigni fragen, ob das bei ihm auch so ist, oder ob ich mir das alles nur einbilde.

Warum ist ein Film nach dem letzten Drehtag eigentlich nicht fertig?

Nach dem letzen Drehtag hatte ich nicht nur das Gefühl, dass ich vierundzwanzig Jahre ohne Urlaub durchgearbeitet habe, ich war mir auch sicher, dass das was wir da aufgenommen haben unbrauchbar ist und ich meine Karriere aufs Spiel gesetzt habe und alles verloren....

Und dann kommt der große Moment: Man geht zum Cutter in den Schneideraum und sieht sich den Rohschnitt (soweit vorhanden) an. Und dann weiß man es sicher: Alles ist unbrauchbar! Unglaublich! So viel Arbeit für dieses Mist, den man da auf dem Monitor sieht???

Das Problem ist, ich brauche Abstand. Abstand zu den Drehtagen, um das Material beurteilen zu können. Unser wunderbarer Cutter Martin Novak hat sehr viel Geduld im Schneideraum bewiesen. Er hat ohne zu Murren jede Szene mehrmals nach meinen oder Helmuts Anweisungen umgeschnitten, am nächsten Tag mit doch einer anderen Musik unterlegt, dann wieder umgeschnitten und manche Szenen haben wir nach mehrmaligem Anschauender gesamten Folge einfach rausgeschnitten. Weil sie im gesamten Erzählfluss nicht passend waren.

Warum sich so etwas immer erst (wie mir Menschen, die Ahnung vom Filmemachen haben bestätigen) im Schnitt herausstellt, weiß glaube ich niemand. Aber es ist so. Erst, wenn alles gefilmt und hintereinander aneinander geschnitten ist, kann man wirklich sehen, ob es funktioniert oder nicht.

Ich muss gestehen, ich liebe das Schneiden eines Filmes. Diese Arbeit hat mich beflügelt, denn ich hatte die Chance, die Geschichten noch einmal neu zu erzählen. Ich, Helmut und unser Cutter Martin konnten den Szenen eine neue Gewichtung geben, allein durch die Tatsache, ob man mit einer nahen oder einer weiten Einstellung anfängt.

Ich habe im Schneideraum sehr viel über den Rhythmus von Szenen und Sequenzen gelernt. Und dank Helmut und Martin auch sehr viel über den Schnitt. Über den Rhythmus des Schnittes, der den Rhythmus einer Szenen unterstützen oder zerstören kann. Das faszinierende an der Arbeit im Schneideraum ist die Tatsache, dass man noch einmal von vorne anfängt, dass man die Geschichte noch einmal erzählen muss, diesmal nicht mit Worten auf Papier, sondern mit laufenden Bildern auf einem Bildschirm.

Ich will (nicht) zum Film

Ex zu drehen war für mich eine der intensivsten Erfahrungen meines beruflichen Lebens. Autor, Schauspieler und Regisseur. (ein Freund von mir meinte, man fasst diese drei Begriffe zusammen zu dem Wort: Filmemacher. Ich würde es jedoch als zu vermessen empfinden, mich als Filmemacher zu bezeichnen.)

Es waren sehr spannende Momente. Es waren unglaublich, Schreck erregend anstrengende Momente. Es war am Ende des Tages immer zu spät und es war am morgen des Tages immer zu früh. Ich war immer müde, selbst wenn ich ausgeschlafen war. Wir haben täglich Überstunden gemacht, weil sechs Drehtage für 30 Minuten Film zu wenig sind, aber einfach nicht mehr Geld da ist, und sechs Tage schon doppelt so viel ist, wie andere Formate bekommen. An dieser Stelle herzlichen Dank an die Verantwortlichen im ORF, die sich für dieses Projekt eingesetzt haben.

"Und du willst zum Film?" lautete die Frage eines weiteren guten Freundes, als ich von den Dreharbeiten und vom Drehbuchschreiben erzählte. Ich habe - wie aus der Pistole geschossen - geantwortet: „Nein! Um Gottes Willen!“ Ich will nicht zum Film im Sinne von: Ich gebe alles auf und mache jetzt nur noch Filme.

Ich habe keinen großen Spaß daran um 6 Uhr aufzustehen und am Ende meines Arbeitstages, so gegen 22 Uhr zu wissen, morgen wird es noch früher. Aber ich liebe es Geschichten zu erzählen. Ich liebe es genauso, wie Kabarett zu spielen. Und vor allem, ich liebe es, sie meine Damen und Herren, zum Lachen zu bringen und es wäre mir eine Freude, würde mir dies auch mit filmischen Mitteln gelingen!

Einen wunderschönen Herbst

und viel Spaß bei EX - eine romantische Komödie

wünscht Ihnen Ihr

Michael Niavarani


Weblink

www.niavarani.at

bild: szenenbild mit michael niavarani
bild: portrait von michael niavarani